Selbstbildnis im Pelzrock

Albrecht Dürer – 1500

Sein erstes Selbstbildnis hatte Albrecht Dürer bereits mit 13 Jahren gemalt. Immer wieder portraitierte er sich im Laufe seines Lebens selbst. Vielleicht aus Eitelkeit? Vielleicht war er an sich selbst, seinem Spiegelbild am besten die Proportionen studieren konnte? Dürer strebte nach Perfektion. „Denn wahrlich steckt die Kunst in der Natur. Wer sie herausreißen kann, der hat sie.“ In dem Selbstbildnis im Pelzrock stellte sich der Maler und Grafiker im Alter von 28 Jahren dar. Selbstbewusst durchbrach er das damalige Verständnis, dass die Zentralperspektive Königen vorbehalten war – und Jesus Christus. Vielleicht wollte er sich gar als Gottessohn abbilden? Jedenfalls erweckt der Anblick sofort die Assoziation. Ist das Bild blasphemisch? Wohl kaum, Dürers Bilder, Kupfer- und Holzschnitte haben oft christliche Motive. Später begeisterte er sich für die Ideen Luthers. Wie kam er zu dieser besonderen Darstellungsweise? Und wie wurde er bereits zu seiner Zeit zu einem anerkannten und berühmten Maler?

Dürer wurde 1471 in Nürnberg geboren, als Sohn eines ungarischen Einwanderers. Dieser übersetzte seinen ungarischen Namen in Thürer (Türmacher). Da es die Franken schon damals nicht so mit der Aussprache von harten Konsonanten hatten, wurde daraus später Dürer. Er war erfolgreicher Goldschmied und nahm auch seinen Sohn in die Lehre. Später lernte Albrecht junior bei dem Nürnberger Maler Michael Wolgemut und übte sich ebenfalls im Kupferstich. Mit 19 Jahren ging der junge Mann auf Reisen, ins Elsass und in die Schweiz. Später dann zog es ihn nach Italien. Während die Länder nördlich der Alpen noch mittelalterlich waren, blühte dort bereits die Renaissance. Für den ehrgeizige Dürer führte kein Weg an Italien vorbei. Er studierte die dortigen Maler, vor allem Giovanni Bellini. „Hier bin ich ein Herr, daheim ein Schmarotzer“, kommentierte er einst verbittert. Schließlich erhielt er sogar das Angebot, Stadtmaler von Venedig zu werden. Er lehnte allerdings ab und kehrte nach Nürnberg zurück. Dort wurde er mit Ehren empfangen.

Auffällig an dem Bild auch die elegante Bekleidung mit Pelzbesatz. Die filigranen Finger scheinen mit ihrer auffälligen Haltung darauf hinzuweisen. Jedes einzelne Haar hat der Künstler mit feinem Pinselstrich aufgetragen. Die um 1500 getragene „Schaube“, eine langärmelige Mantelart, konnte je nach Stand verschieden dekoriert und mit Pelzkragen besetzt werden. Dürer durfte um 1500 nicht zu dem Stand gehört haben, dem solch ein Pelzkragen zugeschrieben war. Wusste er damals schon, dass er eben diesem Stand einmal angehören würde? Eine weise Voraussicht? Oder datierte er die Signatur des Bildes absichtlich zurück? Seine Initialen AD sind ergänzt um die Worte: „So malte ich, Albrecht Dürer aus Nürnberg, mich selbst in naturgetreuen Farben im Alter von 28 Jahren.“ Vielleicht sah er sich auch als divino artista, als göttlicher Künstler, der durch eine gottgegebene Kraft etwas Neues erschafft.

Seine Kunst hängt heute nicht nur in Museen, sie hat auch Einzug gehalten in unseren Alltag. Seine „Betenden Hände“ hängen in vielen Wohnzimmern. Sein Grab befindet sich in seiner Geburtsstadt Nürnberg. Der Grabstein trägt die Inschrift: Das, was von Albrecht Dürer sterblich war, liegt hier begraben.

Albrecht Dürer, Selbstbildnis im Pelzrock, Alte Pinakothek München, Quelle: creativecommons.org, BY-NC 2.0.

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